Die Bahnhofrestauration
Wirtschaft, Kino, Diskothek und Pizzeria
Mit dem Anschluss an die Eisenbahnstrecke München-Augsburg 1839 änderte sich das überwiegend ländlich geprägte Leben in Olching grundlegend. Das neue Fortbewegungsmittel, das zunächst noch auf breite Ablehnung stieß, brachte bald auch Reisende in die Ortschaft, die an einer kleinen Imbissstation unweit des ersten Bahnhofes, der sich damals noch oberhalb der Bahngleise in Höhe Bahnmeisterei befand, Rast machen konnten. Die Bahnhofrestauration selbst wurde 1862 eröffnet und bereits einige Jahre später im deutsch-französischem Krieg zweckentfremdet. Installiert wurde ein Lazarett für 20 verwundete Soldaten, von September bis November 1870 wurden im Spital 271 Verpflegungstage registriert.

Ende des 19. Jahrhunderts erweiterte die Wirtsfamilie Adalbert Wolf die Gaststätte mit Metzgerei und Fremdenzimmern im Obergeschoss. Eine separate Metzgerei mit Schlachthaus und Viehwaage wurde 1911 angebaut, ein Biergarten mit prächtigen Kastanien und Kegelbahn durfte natürlich nicht fehlen. Namentlich bekannte Pächter in dieser Zeit waren unter anderen Martin Walter und der Metzgermeister Johann Heinrich, der später eine Metzgerei in der Hauptstraße 19 führte. Als in den 1920er und 1930er Jahren erholungssuchende Badegäste aus München zu Tausenden in Sonderzügen anreisten, war die große Zeit der Wirtshäuser gekommen, die ihre Gäste mit Blasmusik und Tanz unterhielten.
In den Nachkriegsjahren hatte das jüdische Komitee, das im November 1946 über 105 Mitglieder verfügte, sein Büro in der Bahnhofrestauration. Die Miete wurde zum Teil von der Gemeinde übernommen. 1948 stellten Josef und Babette Huber den Tanzsaal im Obergeschoss für die Installation eines Lichtspieltheaters zur Verfügung und bauten dafür eine Außentreppe an. Bereits 1937 hatte Josef Mooshammer in der ehemaligen Viehwaage eine Medizinal Drogerie eingerichtet, Willy und Christa Fox betrieben 1957 im rechten Gebäudeteil des Gasthofgebäudes einen Laden mit Obst- und Gemüseverkauf. 1958 wurde auf der linken Seite eine Tanzterrasse angebaut. Der Biergarten und die Kegelbahn waren zu dieser Zeit längst verschwunden.
1962 wurden Drogerie, Metzgerei- und Schlachthaus abgerissen und durch ein 3-stöckiges Wohn- und Geschäftshaus ersetzt. Zwischen dem Alt- und Neubau wurde ein ebenerdiger Anbau errichtet in dem unter anderen ein Spar-Lebensmittelgeschäft, die Raiffeisenfiliale oder eine Lottoannahmestelle untergebracht waren. In der Bahnhofs-Gaststätte selbst wurde 1970 ein Café eingerichtet, nach der Renovierung 1974 bot Pächter Helmut Richter den Olchinger Jugendlichen jedes Wochenende die Möglichkeit, in seiner „Disko-Spezial“ das Tanzbein zu schwingen. 1981 wurde aus der Bahnhofrestauration die „Dampflok“ und seit 1986 ist Olchings erste Pizzeria „Pico“ unter ein und demselben Betreiber dort eingerichtet.