22. Februar 1944 in Olching
Fliegeralarm für die knapp 5.500 Bewohner und Bewohnerinnen Olchings. Die Einwohnerschaft war die Sirenen, die zu jeder Tages- und Nachtzeit heulten, gewohnt und ging davon aus, dass Olching auch an diesem Tag kein lohnenswertes Ziel für einen Luftangriff war.
Damit lag man gar nicht so falsch, denn die rund 300 Spreng- und Brandbomben, die Olching an diesem Tag um 12.50 Uhr trafen, waren wohl eine Notentladung der 27 feindlichen Bomber aufgrund der unterwartet massiven Luftabwehr. Die Bahnlinie München-Augsburg oder der Fliegerhorst in Fürstenfeldbruck könnten die eigentlichen Ziele gewesen sein. Zum Glück landete der Großteil der tödlichen Fracht daher im Fabriker Hölzl – also in den Amperauen.
Zwischen Alarmierung und Bombenabwurf waren nur wenige Minuten vergangen, kaum Zeit, um sich in Sicherheit zu bringen. 22 Menschen, darunter die beiden Zwangsarbeiter Vasil Pasta und Michalina Zisbowska, mussten ihr Leben lassen. 16 Personen wurden schwer, knapp 40 weitere Menschen leicht verletzt. Elf Gebäude wurden total zerstört, zwölf schwer und 35 leicht beschädigt. Rund 140 Menschen waren ohne Dach über dem Kopf.
Innerhalb kürzester Zeit waren Bergungstrupps mit Schaufeln und Pickeln an der Arbeit. Die Olchinger und Fürstenfeldbrucker Feuerwehr wurden bei der Bekämpfung von vier großen und mehreren kleinen Bränden von Selbstschutzkräften unterstützt. Sieben Helferinnen des Deutschen Roten Kreuzes waren Olchings Arzt Dr. Korbinian Rothwinkler zugeteilt. Darunter Käthe Zeitler, spätere Ehrenbürgerin von Olching, die aber zum Zeitpunkt des Angriffs einen Vortrag in Germering hielt. Für sie sprang ihre Tochter ein. Eine weitere Helferin war selbst unter den Opfern und wurde später tot unter den Trümmern geborgen. Als Hauptverbandstelle diente die Mädchenschule. Trotz des defekten Telefonnetzes konnten Krankentransporte organisiert und Schwerverletzte in die Klinik nach Fürstenfeldbruck transportiert werden. Im schwer getroffenen Klostergebäude waren 27 Kinder im Zuge der Kinderlandverschickung untergebracht. Glücklicherweise wurde nur ein Mädchen leicht verletzt.
Auch in den Tagen nach der Bombardierung gab es täglich Fliegeralarm. Rund um Olching fanden schwere Luftkämpfe statt. Am 26. Februar inszenierte die örtliche NSDAP eine medienwirksame Totenfeier, am Tag darauf trugen rund 3.000 geschockte Menschen ihre Toten zu Grabe. Verstört kamen Männer von der Front und sahen, dass sie kein Haus und keine Angehörigen mehr hatten.