Im Auge des Betrachters        
 

1902 errichtete der Gastwirt und Ökonom Johann Ernst hinter Olchings Pfarrkirche seine Kartoffelschnapsbrennerei mit diversen Wirtschaftsgebäuden und einem ursprünglich 15 Meter hohen Backsteinkamin. 

Schnapsbrennerei
Der gekürzte Kamin und Gebäude, 1972

Nach Schließung der Brennerei nisteten auf dem Schlot – ein beliebtes Postkartenmotiv - bis in die 1950er Jahre Storchenpaare. Olchings „Original Kartoffelklarer“ wurde bis Mitte des Ersten Weltkriegs hergestellt, dann wurden die Feldfrüchte wohl eher für die Ernährung der Bevölkerung benötigt. Wie der Schnaps geschmeckt hat, ist leider nicht bekannt.

Die in die Jahre gekommene Brennerei mit ihren Zusatzbauten wurde jahrzehntelang überwiegend landwirtschaftlich genutzt, zuletzt war dort ein Getränkemarkt untergebracht. Bis Ende der 1970er Jahre wohnten aber auch Personen in den maroden Gebäuden. Viele Olchinger sprachen vom Schandfleck an der Ecke Nöscher- und Pfanzeltstraße. Heutzutage, mit dem weltweit zunehmenden Interesse an sogenannten „Lost Places“, läge die ehemalige Schnapsbrennerei wohl „voll im Trend“. 

Für die Anrainerkinder waren die maroden Bauwerke bereits in den 1960er und 1970er Jahren ein idealer, weil verbotener und etwas unheimlicher Spielplatz. 2012 verschwand ein Stück Olchinger Geschichte endgültig aus dem Ortsbild und musste mehreren Neubauten Platz machen. Zur Weihnachtszeit kann man jedoch zumindest die geschnitzten Miniaturmodelle der Gebäude, die der frühere Verein der Schnitz- und Krippenfreunde 1983 maßstabsgetreu angefertigt hatte, vor der Pfarrkirche in der Weihnachtkrippe bewundern.

Schnapsbrennerei
Abstellplatz hinter den Gebäuden
Schnapsbrennerei
Bürgermeister Franz Haidacher mit seinem Gemeinderat unweit der alten Brennerei, 1970
Schnapsbrennerei
Die ungeteerte Pfanzeltstraße zwischen zwei Gebäudeteilen